Leiden für Pazifismus und Demokratie- Ein Beitrag zu Carl von Ossietzky

Die Leiden und Unrechtmäßigkeiten, die Krieg entspringen, scheinen sich, mit Rückblick auf die Menschheitsgeschichte, nie zu ändern. Auch die Fragen nach einer Lösung ändern sich nicht:

Wie kann der Konflikt gelöst werden?

Wie kann ich mich, mein Land, verteidigen?

Wie kann ich helfen, wenn andere unter Krieg leiden und sterben?

Gewalt oder Pazifismus?

Beides hat Carl von Ossietzky erlebt und gelebt. Als Soldat der Infanterie während des Ersten Weltkrieges ließ er für eine kurze Zeit seine Kritik am deutschen Militarismus und seine pazifistischen Ansichten hinter sich. Auch wenn seine Meinung zu seinem Einzug als Soldat nicht bekannt sind, so sind Ossietzkys Ansichten zu den Gräueltaten des Krieges, der ethischen Fragwürdigkeit dessen und der Gefahr, der die Sozialdemokratie durch Militarismus ausgesetzt ist, sehr wohl bekannt.

 

Ossietzky als Lektor des Pfadweiser Verlags, Ende März 1919
Ossietzky als Lektor des Pfadweiser Verlags, Ende März 1919

Mit Schrift und Wort gegen das „Dritte Reich“

Ossietzky lebte durch seine Arbeit an politisch linken Zeitungen. Vor allem in der Wochenzeitschrift „Die Weltbühne“, erst als Redakteur, später als Herausgeber, brachte er seine Ansichten unter die deutsche Bevölkerung.

Die Weltbühne – Bereitgestellt vom Universitätsarchiv Oldenburg

Er sprach sich offen gegen Krieg und Militär aus, kritisierte Politiker und andere hohe Ämter sowie die damalige Entwicklung der Republik. Auch setze er sich für die Pressefreiheit ein und prangerte jene an, die versuchten, diese einzuschränken.

Seine Aussagen waren mehr als nur ein paar Menschen ein Dorn im Auge und mit dem Aufstieg des „Dritten Reiches“ wurde Ossietzky von den Nationalsozialisten als Feind des Reiches angesehen.

Der 1929 erschienene Artikel „Windiges aus der deutschen Luftfahrt“ trat den „Weltbühneprozess“ los, welcher Ossietzky zum Verhängnis werden sollte. In diesem wurde die verbotene Aufrüstung des Militärs, finanziert mit Hilfe von für die deutsche Luftfahrt gedachten Mitteln, aufgedeckt.

Konsequenzen

Aufgrund seiner öffentlich publizierten Meinungen und Artikel wurde Ossietzky, zeit seines Lebens, zu mehreren Geldstrafen, Haft und während des „Dritten Reichs“ zu Haft in den Konzentrationslagern Sonneburg und Esterwegen verurteilt.

Das Vorspiel zu seinem Aufenthalt in den Konzentrationslagern war eine Verurteilung zu 18 Monaten Haft, zu denen er während des Weltbühnenprozesses verurteilt worden war. Die Anklage lautete Landesverrat. Trotz einer Begnadigung in Jahr 1932 konnte Ossietzky seine Freiheit nicht lange genießen. Im Jahr 1933, am Tage des Reichstagsbrandes, wurde er erneut verhaftet und diesmal in ein Konzentrationslager gebracht.

Aufgrund seines „Berühmtheitsstatus“ wurde Ossietzky vermehrt Opfer von Misshandlung und Folter. Ende 1934 wurde er abgemagert und geschwächt ins Krankenrevier des KZ eingeliefert. Es dauerte noch bis 1936 bis er in ein Berliner Krankenhaus überwiesen wurde, noch im selben Jahr wurde er auch offiziell aus seiner Haft entlassen. Ein Berliner Krankenhaus sollte auch der Ort sein, an dem Ossietzky im Mai 1938 geschwächt von seiner Zeit im KZ und an den Folgen von Tuberkulose starb.

Ein verspäteter Friedensnobelpreis

Noch während seiner Haft im KZ strebten Freunde und Unterstützer Ossietzkys eine Kampagne an, die ihm den Friedensnobelpreis einbringen sollte. Trotz ihrer Bemühungen scheute das norwegische Komitee 1935 davor zurück, Ossietzky den Preis zu verleihen, aus Furcht um seine Sicherheit im KZ und auch aufgrund von Druck seitens des nationalsozialistischen Deutschlands. So wurde der Nobelpreis in Jahr 1935 an niemanden verliehen, erst rückwirkend (1936) erhielt Carl von Ossietzky den Friedensnobelpreis.

Inschrift des Carl von Ossietzky Mahnmals an der Universität Oldenburg

Ossietzkys Erbe

Auch nach seinem Tod hat Carl von Ossietzky mit seinem Namen und Taten bis heute Einfluss in Deutschland.

Die „Internationale Liga für Menschenrechte“ (Berliner Verein) verleiht jedes Jahr die Carl-von-Ossietzky-Medaille an jene, die sich außerordentlich für Menschenrechte einsetzen.

Sein Name schmückt auch mehr als nur ein Gebäude in Deutschland. Hervorheben möchte ich hier die Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg, dessen Universitätsarchiv das Carl von Ossietzky-Archiv beinhaltet und um dessen Namen tragen zu dürfen, die Universität lange gefochten hat.

Quelle

Boldt, Werner (2020): Carl von Ossietzky (1889 – 1938) – Pazifist und Demokrat, KZ-Häftling und Friedensnobelpreisträger. Donat Verlag.

Autorenschaft: Jessica Boyland

Studentin des Informationsmanagements, Hochschule Hannover