Studentisches Engagement im Wandel der Zeit

Foto: Klara von Lindern

Im April war in der Bibliothek der Universität Oldenburg eine Ausstellung zu sehen, an der ich gemeinsam mit Kolleginnen aus dem Universitätsarchiv mitwirken durfte. Sie trug den Titel „Historische Mauern, lebendige Geschichten“ und widmete sich verschiedenen Aspekten der Geschichte der Pädagogischen Hochschule Oldenburg. Mein eigener Beitrag innerhalb der Ausstellung befasste sich mit dem Thema „Studentisches Engagement im Wandel der Zeit“ – ein Thema, das nicht nur historisch interessant ist, sondern auch heute noch Relevanz besitzt.

Bei der Durchsicht der Archivquellen wurde schnell deutlich, wie unterschiedlich studentisches Engagement in den vergangenen Jahrzehnten ausgesehen hat. In der unmittelbaren Nachkriegszeit war es stark geprägt von gegenseitiger Hilfe und Solidarität. Studierende unterstützten sich gegenseitig mit Kleidung, Lebensmitteln und kleinen Geldspenden. Das „Soziale Hilfswerk der Studentenschaft“, gegründet im Wintersemester 1946/47, ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür. Politisches Engagement spielte zu dieser Zeit kaum eine Rolle. Wenn über gesellschaftliche Themen diskutiert wurde, dann meist leise und ohne klare Positionierung. Dennoch entwickelte sich langsam eine studentische Selbstverwaltung mit Organen wie der Vollversammlung und gewählten Sprecherinnen und Sprechern, die zum Teil erstaunlich weitreichende Mitbestimmungsrechte hatten.

In den 1960er-Jahren veränderte sich das Bild deutlich. Eine neue Generation Studierender brachte politische Themen verstärkt in die Hochschule ein. Es entstanden erste politische Hochschulgruppen wie die Sozialistische Hochschulgruppe, der Ring Christlich-Demokratischer Studenten oder der Liberale Studentenbund Deutschlands. Die Studierenden organisierten Vortragsreihen, Diskussionsabende und begannen, sich stärker für bildungspolitische Fragen einzusetzen. Öffentliche Proteste und Demonstrationen, etwa gegen das sogenannte Konkordat, gegen die Notstandsgesetzgebung oder anlässlich des Prager Frühlings, bestimmten zunehmend den studentischen Alltag.

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel aus dieser Zeit war die Phase um das Wintersemester 1969/70. Studierende und Lehrende arbeiteten gemeinsam an der Verbesserung der Studienbedingungen. Ein studentischer Antrag in einer Abteilungskonferenz löste eine breite Diskussion aus, die schließlich in einem großen Streik mündete.
Die Ausstellung war für mich nicht nur ein historisches Projekt, sondern auch eine persönliche Auseinandersetzung mit der Frage, wie Studierende Verantwortung übernehmen und aktiv mitgestalten können. Die Geschichten der vergangenen Jahrzehnte zeigen: Studentisches Engagement hat eine Geschichte – und eine Zukunft.

Autorenschaft: Fenja Poock