Der Campus Wechloy mit seinem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt ist heutzutage als fester Teil der Universität nicht mehr wegzudenken. Seine Existenz stand allerdings vor wenigen Jahrzehnten noch gänzlich in Frage: Ende der 1970er Jahre entbrannte in Niedersachsen ein heftiger Streit um den geplanten Ausbau, der die damaligen Studierenden zu kreativen Protesten veranlasste.
Nicht nur für die Studierendenschaft waren die Entscheidungen rund um den Ausbau ein andauerndes Ärgernis: Nachdem auf dem Campus Wechloy ursprünglich drei Bauabschnitte und die Schaffung von 9.300 Studienplätzen in den Naturwissenschaften geplant war, wurden diese Planungen bereits 1976 seitens der Landesregierung drastisch reduziert. Der dritte Bauabschnitt wurde gänzlich gestrichen, das Studienplatzangebot auf 5.800 Plätze beschränkt.
Das ließen sich über 1.000 Hochschulangehörige nicht bieten und organisierten eine Fahrraddemo nach Hannover, wo sie für den geplanten Ausbau demonstrierten. „Es war eine logistische Meisterleistung, über die ein die Kolonne begleitender Polizeioffizier zu mir sagte, dass die Verlegung eines Bataillons der Bundeswehr fast sechs Wochen brauche. Die Universitätsangehörigen schafften es in vierzehn 14 Tagen: Unterbringung von tausend 1.000 Menschen in Kirchen, Schulen und Zelten, Pendelverpflegung von der Oldenburger Mensa aus“, erzählt Gründungsrektor Rainer Krüger über das Ereignis[1].
In den folgenden Jahren wurde die genaue Zahl der Studienplätze immer wieder verhandelt; Wissenschaftsministerium und Universität stritten sich über die erwarteten Studienbewerberzahlen und die Verteilung der Kapazitäten auf die niedersächsischen Hochschulen. 1979 dann der zweite Schock: Der damalige Wissenschaftsminister Eduard Pestel verkündete, dass auch am zweiten Bauabschnitt 35 Mio. DM eingespart und nur noch 1.200 statt 3.500 naturwissenschaftlicher Studienplätze angeboten werden sollten.
Pestel hatte die Vorlage ohne Absprache mit den der Hochschulen im Ministerium eingebracht. Den Verlust der naturwissenschaftlichen Studienplätze wollte er mit 600 geisteswissenschaftlichen Plätzen wettmachen, für die kein Neubau erforderlich sei: Durch eine Reduktion der Quadratmeterzahl pro Studienplatz (auf 4,5 m² pro StudentIn) war das Problem aus seiner Sicht gelöst.
Diesmal waren es die Studierenden, die mit einfallsreichen Aktionen reagierten: So verhüllten sie das Allgemeine Verfügungs-Zentrum (AVZ) mit Plastikfolie, ganz nach dem Vorbild des Aktionskünstlers Christo, der damals bereits einen Küstenstreifen in Australien und Parkwege in Kansas City ähnlich eingepackt hatte. Ebenso überreichten sie dem Minister einen Grundstein mit der bissigen Aufschrift „Auf diesen Stein können Sie bauen“.

Wie heute ersichtlich, nahmen diese Auseinandersetzungen ein gutes Ende: 1981 war der Ausbau des Campus Wechloy beschlossene Sache und 1984 errichtet. Die Proteste der Studierenden und Universitätsangehörigen dürften ihren Teil dazu beigetragen haben.
Quellen:
Uni-Info vom 26. April 1979
Uni-Info vom 26. Juli 1979
Uni-Info vom 30. Oktober 1979
Uni-Info vom 20. November 1979
Uni-Info vom 15. Februar 1980
Uni-Info vom 9. Juni 1981
[1] http://www.presse.uni-oldenburg.de/uni-info/2011/5/thema.html (abgerufen am 21. 10. 2019)